Oliver Binikowski, 54, wuchs mit zwei Brüdern in Hamburg auf. Der ältere Bruder (1953 – 2016) brachte ihn zu den Buddelschiffen. Bereits mit fünf Jahren spielte und lernte er von Bruder Jochen, der seine Fa. Buddel-Bini 1976 gründete, die ersten Schritte des Buddelschiffbaus. Die Firma wird heute von dessen Frau und deren Töchtern weitergeführt. Oliver B. ist gelernter Bankkaufmann und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf bis er 1996 das Angebot bekam "ELBUFER" in der
Dietmar-Koel-Str. 32 zu übernehmen. Wie der Name ankündigt bietet ELBUFER maritimes Kunsthandwerk, maritime Antiquitäten und Hamburg-Souvenirs. Im Laufe der Jahre baute er das Geschäft aus und es kamen weitere Läden, der Großhandel und das Online-Geschäft hinzu.
Nach der schwierigen Coronazeit hat sich Oliver B. auf seinen Stammladen konzentriert. Neu hinzugekommen ist die "Buddelschiffpräsentation" bei der Veranstaltungsreihe "Hamburger Fischmarkt auf Reisen". Zunächst konnte ich der Idee gar nichts abgewinnen, erzählt er schmunzelnd, aber inzwischen empfindet er große Freude, wenn er einem interessierten Publikum den Bau des Buddelschiffs zeigt. Seit 2023 ist Oliver B. Publikumsmagnet bei der WAGS Veranstaltungsreihe "Hamburger Fischmarkt auf Reisen" in vielen Städten.
Wie sind Sie zu ihrem heutigen Beruf gekommen?
Durch meinen älteren Bruder, der mich schon als Kleinkind in seine maritime Welt mitnahm und mir alle Kniffe und Tricks mit Buddelschiffen beibrachte.
Mit der Übernahme von Elbufer konnte ich mir meinen Herzenswunsch erfüllen. Ausstieg aus der recht trockenen Angestelltenwelt der Bank und hinein in die Selbständigkeit. Übrigens sind wir heute mit der Fa. meines Bruders die einzigen Buddelschiff-Hersteller weltweit.
Hatten Sie Bedenken bei dem Sprung in die Selbständigkeit?
Nein, denn ich möchte das tun was mir Freude macht und mir persönlich nicht vorwerfen, dass ich den Sprung dorthin verpasst habe. Ich habe mich also gefragt, ob ich als reicher Mann, oder als zufriedener Mann irgendwann von dieser Welt scheiden möchte. Da Geld für mich nicht ausschlaggebend bzw. wichtig ist, war die Entscheidung eindeutig.
Wie kamen Sie denn zu der Veranstaltungsreihe Hamburger Fischmarkt auf Reisen?
Eines Tages stand Anne Rehberg in meinem Laden und suchte nach besonderen maritimen Geschenken. Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass sie die Organisatorin des Fischmarkt Events von der WAGS ist. Ihr Interesse war sofort geweckt, als sie mehr von meiner Historie mit den Buddelschiffen erfuhr und schwupp war ich gebucht für die erste Fischmarktreise, das war 2023 nach Aschaffenburg. Dort durfte ich meinem Buddelschiffbau vor großem Publikum präsentieren.
Was bedeutet Ihre so vielfältige Arbeit für Sie?
Freude und Zufriedenheit mit dem was ich mache.
Bei meiner Präsentation des Buddelschiffbaus erhielt ich sogar Beifall, das machte mich zunächst sprachlos vor Überraschung, aber dann auch sehr glücklich und zufrieden!
Mit welchen beruflichen Themen setzen Sie sich zurzeit auseinander?
Sehr gern mache ich neue lokale Lieferanten ausfindig, die mit großem Enthusiasmus ihre Produkte entwickeln und nehme sie in mein maritimes Angebot auf. Wenn dann die Käufer zufrieden sind und sich bestenfalls zu Stammkunden entwickeln ist meine Lieferkette perfekt! Zu den negativen beruflichen Themen zählt die zunehmende Reglementierung im Einzelhandel und im Onlinehandel. Das ist leider gar nicht schön und so werde ich mich in Kürze im Onlinehandel anders aufstellen.
Würden Sie Ihren heutigen Beruf wieder wählen?
Als Neustart nein, denn der Start wäre negativ. Ich meine damit, es war früher einfacher in den Handel zu starten, heute sind die auferlegten Hürden sehr hoch, insbesondere für kleine Betriebe. Und so geht es dann immer weiter sei es die Verpackungsverordnung oder zum Beispiel der Kauf einer elektronischen Waage, die mal eben 4.000 Euro kostet. Muss man sich schon genau überlegen, ob man sich das alles leisten kann!
Könnten Sie sich vorstellen auf Jahrmärkten unterwegs zu sein mit ihren maritimen Artikeln?
Nein. Mit Vorführungen gern und fügt nach kurzer Überlegung hinzu, doch, auf maritimen Veranstaltungen wie Hafenfesten kann ich es mir vorstellen.
Würden Sie jungen Menschen zu einem ähnlichen Berufsweg raten?
Ich möchte nicht raten, sie sollen aus freien Stücken entscheiden, wohin sie der Weg führt. Meiner heute sechsjährigen Tochter würde ich später alles anbieten, aber es niemals von ihr verlangen.
Wie schätzen Sie die Zukunft der Veranstaltungsreihe "Hamburger Fischmarkt auf Reisen"ein?
Diese Veranstaltungsreihe wird immer laufen, denn die Besucher empfinden Hamburg als positiv und weltoffen, das sind starke Anziehungsattribute. Es müssen nicht mal extravagante Essensangebote entwickelt werden, denn "guter Fisch" als Basis langt. Was sich in Sachen Rahmenbedingungen für die teilnehmenden Betriebe abspielen wird, vermag ich nicht einzuschätzen.
Was bedeutet geschäftlicher Erfolg für Sie?
Wenn ich ein Produkt verkaufe, dass ehrlich mit viel Herzblut entstanden ist und wenn alle, die am Handel beteiligt, sind am Ende zufrieden sind, einschließlich der Kunden.
Wie erleben Sie die Atmosphäre beim "Hamburger Fischmarkt auf Reisen"?
Die Atmosphäre ist gelassen maritim. Die Besucher und die Aussteller genießen sie spürbar. Toll wie die Kollegen des Fischmarkts mich als den Neuen aufgenommen und akzeptiert haben. Bei den Besuchern habe ich bemerkt, dass sie sehr interessiert sind, viel fragen und sogar zu erkennen geben bei unserer nächsten Tour wieder zu kommen.
Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?
Ja, ich möchte gern noch lange weitermachen wie bisher; gern etwas entspannter als Selbständiger mit weniger Reglementierung und schließlich wünsche mir, dass bald wieder positivere Gespräche zustande kommen.
Mit wem würden Sie sich denn dann gern mal über Gott und die Welt unterhalten?
Mit Peter Ustinow, doch das ist ja leider nicht mehr möglich. Er war ein sehr gescheiter Weltbürger, der überallhin passte!
Haben Sie neben Ihrem Beruf und den Buddelschiffen noch ein Hobby?
Er ist dunkelblau, mein geliebter Citroen DS Baujahr 1974!
Vielen Dank für das inspirierende Gespräch und die Einblicke in Ihre typisch hamburgische Buddelschiff-Welt. BGB 2025
Zu den Fotos:
oben "Der Buddelschiffbau ist ein filigranes Handwerk", mittig "Oliver Binikowski in seinem ELBUFER"
Fotos©Barbara Gitschel-Bellwinkel