In 4. Generation baut Familie S. Obst im Alten Land an. Schon für meinen Ur-Großvater bedeute der Apfel Lebensinhalt und Broterwerb, berichtet Jürgen S. Gemeinsam mit seiner Frau Anke ist er heute für den Hof und 32 Hektar Land zuständig. In einem kurzen Rückblick erzählt er, dass er nie gezögert habe, den Beruf des Obstbauern zu erlernen und so in den Fußspuren seiner Familie geblieben ist. Seine Frau Anke stammt ebenfalls aus einer Obstanbau-Familie hat aber
zunächst den Beruf Arzthelferin gelernt und ausgeübt. Nach der Geburt, der heute 24- und 19jährigen Kinder verschrieb sie sich insbesondere dem Obstverkauf vom eigenen Hof auf dem Wochenmarkt. „ Kontakt zu Menschen macht mich glücklich, ich gebe gern mein Wissen weiter.“ Dieser Funke scheint auch schon auf die Tochter übergesprungen zu sein, denn sie unterstützt ihre Mutter auf dem Wochenmarkt und möchte später diesen Bereich übernehmen. So bleibt noch jede Menge Arbeit für den jüngeren Bruder, der zurzeit auf einem Kollegenhof zum Obstbauer ausgebildet wird. Vater Jürgen freut sich, dass er sich nicht mit Nachfolgeproblemen beschäftigen muss, gleichwohl es auch bedeutet, dass er vermutlich bis an sein Ende arbeiten wird, meint er lächelnd. Aber das sei ja normal im Obstanbau, wenn man einen Familienbetrieb, der in der Erntezeit 20 Mitarbeiter beschäftigt, unterhält. Überhaupt ist Ausruhen nicht seine Sache. Man muss Trends erkennen und sich stets Neues einfallen lassen!
Neben Äpfeln, Birnen, Pflaumen und Kirschen finden sich in seinem Sortiment seit letztem Jahr auch etwas Besonderes, nämlich Aprikosen, Nektarinen und Plattpfirsiche. Dieses Obst wird klassischer Weise in südlicheren Regionen beziehungsweise in Vorderasien angebaut. Ob deren Ursprung vielleicht sogar in China liegt ist ungeklärt. Jedenfalls sind die Früchte heiß geliebt und werden auf dem Wochenmarkt gut nachgefragt und warum sollten wir nicht einen Versuch starten und sie bei uns anpflanzen, verrät Jürgen S. Gedacht, getan und schickte seine Frau Anke nach Süddeutschland zu einem Spezialseminar, um mehr über den Anbau dieser Steinobstsorten zu erfahren. Gut informiert gingen sie dann gemeinsam zur Sache und pflanzten in 2018 ihre ersten Aprikosen-, Nektarinen- und Plattpfirsichbäumchen an. Da die Aprikosen, bereits im März mit der Blüte beginnen ist deren Frostschutz unabdingbar. Die Mauer- und Wildbienenhotels in der Plantage sind in diesem Frühjahr gut besucht, so dass neben dem Obstbauern auch der Imker zufrieden ist. Das lässt auf eine gute Ernte hoffen und ist übrigens auch eine gute Botschaft für die Biodiversität auf unserem Hof, betonen sie. Im nächsten Jahr plane ich übrigens auch noch Hummeln für die Bestäubung einzusetzen, fügt er hinzu.
Haben Sie schon eine Vorstellung wie hoch die diesjährige Ernte ausfallen wird? Nein, wir müssen uns überraschen lassen. Es gibt ja noch keine Erfahrungswerte und das erste Jahr einer Neuanpflanzung zählt nicht.
Übereinstimmend sagen Anke und Jürgen S. zu ihrer Arbeitswelt:
Wir sind zufrieden, leben und arbeiten mit der Natur, nämlich dort wo andere Menschen Urlaub machen. Außerdem haben wir Spaß an Innovationen und sind gespannt, was uns das neu angebaute Obst einbringen wird.
Wir wünschen uns eigentlich nur etwas weniger Auflagen und gern etwas Bürokratieabbau, damit Selbsterzeuger zu sein weiterhin möglich ist und Spaß macht.
Das Gespräch führte Barbara Gitschel-Bellwinkel mit Anke und Jürgen S. Mitte Mai 2019 auf ihrem Obsthof im Alten Land. BGB
Zu den kleinen Bildmotiven:
Das Bienenhotel steht inmitten der Plantage und wird gut besucht.
Obstbauer Jürgen und Anke S. mit Äpfeln aus eigener Ernte.
Fotos©Barbara Gitschel-Bellwinkel