Die junge Wochenmarkthändlerin Maike Keller liebt ihren Beruf und das spüren vermutlich auch ihre Kunden, und dann passierte eines Tages etwas sehr Ungewöhnliches. Mit Fisch kenne ich mich aus, aber mit Überraschungen dieser Art gar nicht, erzählt sie in ihrer freundlichen und bodenständigen Art. Eine Kundin erzählt mir, dass ihre Tochter zu weit weg wohne, nämlich in Süddeutschland, und ihr Sohn wohne auf der Etage! Hat irgendwie wenig mit mir und meinem Fisch zu tun, oder?
Und dann sagt sie: Und jetzt schenke ich ihnen einen nagelneuen Rasenmäher inkl. Sprit und Öl. Wie bitte? Ja, richtig gehört und ich dulde keine Wiederworte – Sie können den Rasenmäher gebrauchen, stimmt’s? Ja, stimmt schon, aber... Was soll ich sagen, sie bestand darauf, und ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut!
Maike Keller, 35 hat 3 Kinder im Alter von 5,6,8 Jahren, die sie neben ihrem Vollzeitjob bei „Fisch Berni & Töchter“ nach ihrer Scheidung allein erzieht. Sie wird in ca. 2 Jahren den Betrieb übernehmen, wobei der Geschäftsbereich der Fischsalate von ihren beiden jüngeren Schwestern übernommen wird. Sie ist für den Frischfisch zuständig, fährt den LKW zum Wochenmarkt, steht dort ihre Frau und ist außerdem auch an zwei Tagen vor großen Supermärkten (Edeka, Rewe) mit ihrem Verkaufsstand vertreten. Ja, und dann ist da noch die Obfrau Maike Keller. In dieser Funktion leitet sie gemeinsam mit zwei männlichen Kollegen die Geschicke des Wochenmarkts in Reinbek. Sie denken sich Aktivitäten für ihre Kunden aus, wie zum Beispiel zum 50jährigen Bestehen des Wochenmarkts in 2018.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Dank meiner Eltern bin ich mit Fisch aufgewachsen. Meine Ausbildung habe ich bei Fisch Böttcher in Hamburg am Mühlenkamp gemacht und blieb dort 6 Jahre. Danach folgte ich dem Ruf meines Vaters und bin nun im Familienbetrieb zuständig für den Frischfisch und die Wochenmärkte. Eigentlich, alles was mobil bei uns ist. Meine jüngeren Schwestern arbeiten in unserer Salatzubereitung und im Ladengeschäft. Das ist nicht mein Ding, ich muss raus an die Luft und den engen Kontakt mit meinen Kunden haben.
Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?
Ich arbeite gern, insbesondere zusammen mit Menschen, bringt es mir Spaß. Ich bin da so reingewachsen und könnte mir auch nichts anderes vorstellen.
Mit welchen beruflichen Themen setzen Sie sich zurzeit auseinander?
Wie könnte es auf dem Wochenmarkt noch interessanter für Kinder werden? Welchen kreativen Einfall brauchen wir? Wir wollen doch auch noch für unsere Kinder und deren Kinder einen Wochenmarkt haben! Vielleicht auch als Berufsbild, hier denke ich natürlich auch an unseren Betrieb.
Haben Sie Freude an ihrem Beruf und würden ihn wieder wählen?
Ja und zwar hundertprozentig.
Würden Sie jungen Menschen zu diesem Beruf raten?
Ja, wenn sie eine Berufsausbildung machen und wenn sie Spaß am Verkaufen und am Umgang mit Menschen haben. Auf dem Wochenmarkt kommt die eigene persönliche Note hinzu, das muss man mögen und bereit sein zu geben.
Was bedeutet geschäftlicher Erfolg für Sie?
Genügend Geld zu verdienen, mit einer Arbeit die mir Arbeit Spaß macht.
Solange ich dank meiner Arbeit meine Ausgaben bedienen kann und ein kleines Plus für dies & das bleibt, bin ich zufrieden. Ich muss nicht „mehr und mehr“ haben!
Wie lebt es sich als Wochenmarkthändler in Reinbek bei Hamburg?
Es ist sehr familiär, mir gefällt das.
Haben Sie einen Wunsch, ein Ziel, eine Vision?
Heute ist alles ok für mich. Ich hoffe für meine Zukunft, dass die Betriebsübernahme gemeinsam mit meinen Schwestern gut klappt. Wir werden ihn in einzelne Bereiche aufteilen, dann kann später kein Schwiegersohn o.ä. dazwischenfunken.
...und privat, haben Sie überhaupt noch Zeit für ein Hobby?
Ja, die Zeit ist rar. Natürlich stehen an erster Stelle meine Kinder, dann gern mal Inlineskating und Motorradfahren.
.... meine Lieblingsmusik ist ...
alles querbeet.
.... mein Lieblingsfilm ist...
Nein, habe ich nicht. Ich schaue TV höchstens mal mit den Kindern, oder etwas Netflix.
.... mein Lieblingsbuch ist...
Habe ich nicht, ich komme nur hin wieder zum Lesen. Habe einen sehr langen Arbeitstag und organisiere die Kinder allein, ohne Ehemann, dann bin ich irgendwann mal müde.
Danke für das fröhliche Gespräch und viel Erfolg bei allen zukünftigen Vorhaben wünscht Barbara Gitschel-Bellwinkel.
Zum Motiv: Gleichberechtigung in der Fischbranche ist (noch) nicht üblich, bei Fisch Berni kommen gleich drei Töchter zu Zug.
Fotos©Barbara Gitschel-Bellwinkel