Maurice Morell hat die Suppen für sich und damit später auch für seine Kunden entdeckt. Das ist im Prinzip noch nichts Besonderes, aber sein Werdegang, das Umfeld und die Verarbeitung sind speziell. Morell ist Jahrgang 1960, aufgewachsen in einem Künstlerhaushalt in Worpswede, in der Nähe von Bremen. Seine Eltern machten mit ihren vier Kindern ab der 71er Jahre regelmäßig Urlaub auf Sylt. Hier suchten und fanden sie das damalige "Syltfeeling zwischen Kunst, Kommerz und das alles in einzigartiger Natur". So wurden die Weichen für den jungen Maurice schon früh in
Richtung Nordseeluft gestellt. Doch zunächst engagierte er sich in vielen Berufen, als Grafik-Designer in der Werbung und beim TV, später mehr in PR Bereich, oder er übernahm ein Feinkostgeschäft in Hamburg, führte ein Gäste-und Seminarhaus an der Schlei und folgte vor ca. sechs Jahren dem Ruf seines Bruders auf die Insel Sylt. Der arbeitete schon etliche Jahre als Metallbauer auf der Insel und brauchte dringend Hilfe bei der Restaurierung des Kampener Quermarkenfeuer (Leuchtturm) Rotes Kliff. Schnell konnten die handwerklich begabten Brüder diesen Auftrag erledigen. Maurice war inzwischen ebenfalls auf Sylt heimisch geworden und jobbte am Strand und in der Gastronomie, half aus und beriet besonders gern Menschen, die ihn – eher zufällig – um Rat fragten. Und wenn er keine direkte Lösung anbieten konnte, dann machte er sich selbst zum Fremdenführer und half einfach dort, wo er gebraucht wurde. Sein heutiges Lebenskonzept konnte sich so verfestigen:
"Ich habe Freude an den Dingen, die ich mache und bin sehr gern bodenständig. Auf Dienstleistung hatte ich immer schon Lust, mag gern improvisieren und bin Gastgeber von Haus aus. Das haben mir meine Eltern schon sehr früh beigebracht." Sicher half ihm zudem auch die gute Beobachtung der Gastronomie-Szene und die Analyse von Trends. Während sich viele Menschen an sogenannten Hot-spots, mit den zur Zeit klassischen Angeboten tummeln, gibt es auch die stillen Genießer, Naturliebhaber und Wanderer, die abseits dieser Spots unterwegs sind. Und wie kam es nun zu den Suppen? "Eigentlich ganz einfach, ich koche gern Suppen und Eintöpfe", erzählt Maurice Morell mit leuchtenden Augen. Was lag also näher, als diese Passion der "leisen Zielgruppe" anzubieten. Doch der Reihe nach:
Morell entdeckte eine alte, transportable Feldküche und restaurierte sie liebevoll. Jedes Detail ist hier wohl durchdacht platziert und hat seine eigene kleine Geschichte: von der Gold bemalten Suppenkelle, die als Glücksbringer im Wagen baumelt, über eine mit Baumwollstoff gestickte Regalummantelung oder der alte, beleuchtete Globus den er von einem Recyclinghof gerettet hat. Daneben die professionellen Küchengeräte, die er zur Herstellung seiner Suppen benötigt. Ganz wichtig sind ihm die Zutaten für seine Suppen: es werden nur frische Produkte aus der Region verwendet – und falls die Zutaten aufgebraucht sind, verkauft er lieber mit Nein, als das ein "unwürdiger Ersatz" im Topf landet. Prinzip ist Prinzip, genauso sieht er sein Getränkeangebot. Keine Schickimicki-Modegetränke, sondern was die direkte Umgebung bietet, nämlich auf der Insel gebraut und gewonnen, Sylter Bier und Wasser von der Syltquelle. Woher kommen die Rezepte für die Suppen?
"Ich bin kein Koch, habe also viel recherchiert und auch mal bei meiner Mutter nachgehakt. Daraus ist eine große Sammlung von Rezepten entstanden. Meine On-top Variationen komponiere ich jeweils hinzu, selbstverständlich verwende ich dabei auch das Sylt Salz für die Würzung. Ich habe sämtliche Zutaten von Hunderten von Suppen im Kopf, kann auf vegane Wünsche eingehen, oder Allergiker beraten". Und nun fragt sich natürlich wie Morell zu einem Standort in List auf Sylt kam, ohne direkte Schausteller- oder Wochenmarktkollegen neben sich zu haben. Ein Glücksfall, beschreibt er selbst die Situation. Denn seine Suppenküche steht (seit Sommer 2018) an einem Parkplatz, nahezu eingebettet in kleine Dünen, und geschützt von umliegenden Häusern, die seit eh und je als Gastronomieflächen ausgewiesen sind. Rund um die Suppenküche finden die Gäste einige gemütliche Sitzplätze für Genuss- und Rückzugsmomente.
Ja, seine Küche steht auf Rädern und ist auch mobil, doch sein Cateringangebot regelt Maurice Morell mit einem VW Bus, in den er eine ausschiebbare Kleinversion der Suppenküche gebaut hat. So ist er schnell abrufbereit für Feste und Veranstaltungen. Und nun stellt sich noch die Frage, wieso gibt es denn nur drei Suppen?
"Also, es liegt daran, dass ich regional und saisonal koche, aber insbesondere habe ich festgestellt, dass Menschen bei mehr als drei Angeboten überfordert sind! Die Entscheidung fällt ihnen mit jedem weiteren Angebot schwerer." Eine plausible Erklärung, die zu dem Gesamtbild und Angebot des freundlichen Maurice Morell passt, der sich selbst gern treu ist und dem Kunden so eine besondere Authentizität vermittelt.
Zu finden ist Morell mit seinen Sylter Suppen in der Dünenstraße 1, im Sylter Dünenhof in List (hinter Sylter Eismanufaktur, Mylin, Stephan Boya und Bo Dünenstrauss).BGB
Zu den Motiven:
Eine goldene Suppenkelle als Maskottchen.
Barbara Gitschel-Bellwinkel im Gespräch mit Maurice Morell.
Originelle Accessoires schmücken die alte Feldküche.
Porzellanschalen für die Suppen, ist doch klar!
Maritime Deko für die Aussenwand der Suppenküche.
Fotos©Barbara Gitschel-Bellwinkel und Karl-Heinz Runge